Sabrina Jung
newsworksshowsvitatextscontact

_Women_

SABRINA JUNG, Women, , Jen, 2018

WoMen, Jen, 2018
40 x 60 cm, 12-Farb Pigmentdruck, handcoloriert

 

  SABRINA JUNG, Women, Mona, 2018

WoMen, Mona, 2018
40 x 60 cm, 12-Farb Pigmentdruck, handcoloriert
 

SABRINA JUNG, Schöne Frauen, untitled no 7


Schöne Frauen, untitled no 7, 2011
40 x 60 cm, 12-Farb Pigmentdruck, Collage

 

 
SABRINA JUNG, Women, Betti, 2017

WoMen, Berti, 2017
40 x 60 cm, 12-Farb Pigmentdruck, handcoloriert

 

  Sabrina JUng, Women, Ella, 2018

WoMen, Ella, 2018
40 x 60 cm, 12-Farb Pigmentdruck, handcoloriert
 

SABRINA JUNG, Schöne Frauen, untitled no 4


Schöne Frauen, untitled no 4, 2011
40 x 60 cm, 12-Farb Pigmentdruck, Collage

 

 
SABRINA JUNG, Women, Franzi, 2017

WoMen, Franzi, 2017

40 x 60 cm, 12-Farb Pigmentdruck, handcoloriert

 

  SABRINA JUNG, Women, Karla, 2017

WoMen, Karla, 2017
40 x 60 cm, 12-Farb Pigmentdruck, handcoloriert

 

SABRINA JUNG, Schöne Frauen, untitled no 6

Schöne Frauen, untitled no 6, 2011
40 x 60 cm, 12-Farb Pigmentdruck, Collage

 

 
Sabrina Jung, Women, Irmgard, 2018

WoMen, Irmgard, 2018
40 x 60 cm, 12-Farb Pigmentdruck, handcoloriert

 

  SABRINA JUNG, Women, Marta, 2018

WoMen, Nora, 2018
40 x 60 cm, 12-Farb Pigmentdruck, handcoloriert
 

SABRINA JUNG, Schöne Frauen, untitled no 8


Schöne Frauen, untitled no 8, 2011
40 x 60 cm, 12-Farb Pigmentdruck, Collage

 

 

SABRINA JUNG, Schöne Frauen, untitled no 12


Schöne Frauen, untitled no 12

2011, 40 x 60 cm, 12-Farb Pigmentdruck, Collage

 

 

 


 

SABRINA JUNG, Schöne Frauen, untitled no 15


Schöne Frauen, untitled no 15, 2011
40 x 60 cm, 12-Farb Pigmentdruck, Collage


Mit anderen Augen, Kunstmuseum Bonn, Foto: David Ertl


Übermale Fotografie in der zeitgenössischen Kunst, Sprengel Museum Hannover

 

Übermalte Fotografien stecken in einem Wirbel aus Zeitlichkeiten.
Theresia Stipp
Die Nachträglichkeit der malerischen Bearbeitung ist unumgehbar und erzeugt ein Spannungsverhältnis zwischen der Zeitlichkeit des fotografischen Bildes und der der Übermalung.
Von den hier versammelten Positionen spielt der Faktor Zeit bei Sabrina Jung eine gesonderte Rolle. Seit etwa zehn Jahren verwendet Jung gefundene Fotografien, die sie durch gezielte Eingriffe wie Collagierung oder Übermalung verändert. Es sind ausschließlich schwarz-weiße Portraitfotografien von meist unbekannten Personen, in denen sich das Vergangene deutlich eingeschrieben hat. Die zeitliche Distanz zwischen dem Moment der Aufnahme und dem Zeitpunkt der Übermalung sind enorm.
Siegfried Kracauer hat 1927 als erster die Frage gestellt, was mit einer Fotografie passiert, wenn der Bezug zum Abgebildeten (dem „Original“) vergessen wurde. Seine Beschreibungen der Betrachtung einer Fotografie „der“ Großmutter von 1864 zu Beginn des bekannten Photographie-Aufsatzes spiegeln das Betrachten der Fotografien von Sabrina Jung wieder. Das Bild zerfällt in einzelne Fragmente, in denen sich Kleidung und Frisuren einer Mode und damit einer Zeit zuordnen lassen. Das Gesamtbild, die abgebildete Person und ihre Geschichte, entzieht sich jedoch. Für Kracauer versammelt die Fotografie hier die „Summe dessen, was [vom Menschen] abzuziehen ist“. Allerdings entfaltet sie genau in dieser Unabhängigkeit vom Original ihr Potential. Die Fotografie erreicht dann eine Art Nullpunkt, einen Moment der „Vorläufigkeit“, von dem aus sie neue Bedeutungen annehmen kann.
Wenn auch die Erreichbarkeit dieses bedeutungsfreien Nullpunktes zweifelbar ist, scheint der Moment der Kontextbefreiung und Neudeutung auch für Sabrina Jungs Arbeit relevant. Für ihre Serie Women (2017/2018) wählte sie Studioporträts von Frauen aus, die sich offensichtlich für das Foto zurechtgemacht haben. Diese Frauen „schminkt“ Jung, indem sie mit Lasurfarben Wangen, Lippen, Augen oder Hautpartien einfärbt.
Vordergründig schließt Jung hierbei an eine Tradition der Übermalung an, die bis an die Anfänge der Fotografie zurückreicht. Mit einer Selbstverständlichkeit hatten schon die ersten Fotografen zum Pinsel gegriffen, um Portraits ‚lebendiger‘ erscheinen zu lassen oder Schönheits- sowie fotografische Fehler zu überdecken – nicht zuletzt eine Verkaufsstrategie.
Bei Jung muss es um etwas anderes gehen. Ihre Fotografien sind Fundstücke, die keinen Bezug mehr zum „Original“ haben. Die Leerstelle der bedeutungsfrei gewordenen Fotografien füllt sie mit ihrer Fragestellung an die Bilder, die sich in der Übermalung materialisiert. Für Jung entsprechen die ausgewählten Portraits und vor allem die Physiognomien der Frauen „nicht dem weiblichen Schönheitsideal.“ Sie sagt: „Mit der Kolorierung möchte ich die Diskrepanz sichtbar machen, zwischen dem Versuch den Idealen zu entsprechen, diese aber dennoch nicht zu erreichen z.B. durch Schminken, Kleidung, Frisur. Es geht mir um die Frage nach weiblicher Identität jenseits der etablierten Geschlechterrollen. ‚Identität und Geschlecht‘ – und wie diese von der Gesellschaft visuell formuliert werden.“ Es ist ein ahistorischer Blick, der historische Fotografien als Folie für die Überprüfung und Hinterfragung heutiger weiblicher Schönheitsideale nutzbar macht. (...)
Sprengel Museum Hannover

 

Mit anderen Augen
Dr. Stefan Gronert
Seit 2008 beschäftigt sich die an der Folkwanghochschule ausgebildete Sabrina Jung mit dem Thema des Portäts in unterschiedlichen Bild-Reihen. Dabei verwendet sie in der Regel, wie sie selbst ausführt, keine eigenen Fotografien: „Für meine Porträt-Arbeiten habe ich bisher ausschließlich Fremdmaterial verwendet. Mich interessiert, wie Personen in Fotografien inszeniert sind. Ich arbeite mit den unterschiedlichen Darstellungsformen der Aufnahmen, die geprägt sind von der Zeit ihrer Entstehung. Dies versuche ich sichtbar zu machen, zu betonen oder zu brechen.“
Sehr anschaulich wird dieser Ansatz in der Reihe „Schöne Frauen“, wo es sich erkennbar um Collagen handelt. In ihrer Überformung eines gesellschaftlichen Ideals von Schönheit, bei der Jung auch bewusst auf Vorbilder der klassischen Moderne zurückgreift, verbindet sich die gesellschaftliche Perspektive ihrer Bilder mit einer gezielten Reflexion des Fotografischen. (...)
Kunstmuseum Bonn

 

SchÖne Frauen & WoMen
Ludwig Seyfarth
Eigentlich ist Sabrina Jung eine Surrealistin. Zumindest folgt sie dem Rat André Bretons an seine Künstlerkolleg*innen, das Material und die Inspiration für ihre Kunst auf dem Flohmarkt zu suchen. Dieser heißt inzwischen meistens ebay, aber wie einst die Surrealisten sucht und findet die Künstlerin hier Relikte vergangener Epochen, die sie in überraschende neue Zusammenhänge stellt, beispielsweise Fotografien, die zwischen den 1920er und 1960er Jahren in Porträtstudios entstanden sind. Für die Aufnahme haben sich Frauen stets zurecht gemacht und sich dann ablichten lassen, wie es offenbar den jeweiligen damaligen Schönheitsidealen entsprach. Schönheitsideale wandeln sich, was Sabrina Jung auf ebenso einfache wie überzeugende Weise in der Serie Schöne Frauen deutlich macht. Wir sehen nicht mehr die ursprünglichen Gesichter, sondern andere, aus zeitgenössischen Modemagazinen ausgeschnittene, die auf die digital vergrößerten Studiofotos so collagiert sind, dass die vergrößerten Gesichter aus den Magazinen diese überlagern. Es sieht nun fast so aus, als würden die Frauen Masken tragen.
Masken suggerieren, dass sich hinter ihnen ein „wahres“ Gesicht verbirgt, aber Gesichtern, die Schönheitsidealen entsprechen, haftet oft selbst etwas Maskenhaftes an.
So wissen wir nicht, ob die von Sabrina Jung als androgyn oder maskulin empfundenen Gesichtszüge auf den Fotostudiobildern, die sie für die Serie WoMen ausgewählt hat, zur Zeit der Aufnahme auch so empfunden wurden und ob sich Rückschlüsse beispielsweise auf die Geschlechtsidentität der Porträtierten ziehen lassen. Die Künstlerin hat diese Bilder mit Eiweißlasurfarben so übermalt hat, dass Assoziationen an queeres Schminken etwa bei Drag Queens geweckt werden. Mit dem heutigen Bewusstsein für Nuancen zwischen den Kategorien männlich-weiblich sind wir geneigt, Vermutungen über nicht auslebbare Neigungen dieser Personen anzustellen. (...)
Stiftungspreis Fotokunst Hängung #22
Alison & Peter Klein Stiftung

 


Mit anderen Augen, Kunsthalle Nürnberg, Foto: Annette Kradisch

 


faces traces, Galerie Gisela Clement, Foto: Mareike Tocha

 

SchÖne Frauen
Sabrina Jung
Die Arbeit „Schöne Frauen“ visualisiert die Diskrepanz zwischen im Fotostudio inszenierten weiblichen Rollenvorbildern und den durch die Werbung suggerierten gesellschaftlichen Schönheitsidealen. Die verwendeten Frauenportraits aus den 1920er-50er Jahren sind überlagert durch die perfekt geschminkten Gesichter der Models, die man in aktuellen Modemagazinen findet. Trotz der unterschiedlichen Entstehungszeit des Ausgangsmaterials entsteht eine Form von symbiotischem Verhältnis, welches die ewige Sehnsucht nach makelloser Schönheit und den damit verknüpften Attributen jedoch nur im ersten Moment zu erfüllen scheint. Beim zweiten Blick wird das scheinbar Perfekte zur unheimlichen Maskerade. Medium und Model scheinen sich gegenseitig zu bedingen – eine Sehnsucht in ein Bild einschreiben zu wollen. So entsteht ein Netz aus offenen Fragen um den Begriff der Schönheit: Welches gesellschaftlich entworfene Schönheitsideal gilt? Wie wird ein etabliertes Rollenklischee innerhalb der Fotografie genutzt und gefestigt? Welche bewussten und unbewussten Vorstellungen von Schönheit werden auf das Bild projiziert?

 






UP

line

privacy